Wir freuen uns, Sie auf eine Einzelausstellung mit Werken von Thomas Struth aus den letzten 40 Jahren in der Potsdamer Straße 77-87 in Berlin aufmerksam zu machen. Die Ausstellung umfasst eine Vielzahl an Werkgruppen und bietet einen neuen und zum Teil überraschenden Einblick in Struths Schaffen der letzten vier Jahrzehnte.
Das Werk von Thomas Struth zeichnet sich durch eine langjährige und behutsame Beschäftigung mit Themen aus, die in unterschiedlicher Ausprägung um die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt kreisen. Seine Fotografien, die Formen der Dokumentation und Kontemplation in Einklang bringen, zeigen die Welt von heute an kulturellen Orten, aber auch in der Natur, in Porträts und an Orten industrieller und technologischer Innovation.
Das jüngste Werk der Ausstellung, Hinakapoʻula, Hawaiʻi 2024, führt den Betrachter in die dicht bewaldeten hawaiianischen Berge. Im Kontrast dazu steht Semi Submersible Rig, DSME Shipyard, Geoje Island 2007, fotografiert an der Südküste Südkoreas. Die monumentale Größe dieser industriellen Megastruktur mit ihren vier mächtigen Säulen, die die Arbeitsplattform tragen, wird durch die Perspektive auf den Stahlkoloss bis an den oberen Bildrand verdeutlicht.
Die frühesten Arbeiten der Ausstellung, Porträts, die in den 1980er Jahren entstanden sind, gehören zu den wohl am seltensten gezeigten Werken des Künstlers. Struth interessiert sich seit langem für die Darstellung von Menschen, zum Beispiel in seinen berühmten Familienporträts, in denen er die Beziehungen der Dargestellten zueinander einfängt. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich die Porträts in dieser Ausstellung auf die Begegnung zwischen Fotograf und Dargestellten. Sie zielen darauf ab, die Präsenz des Individuums festzuhalten und damit etwas Unfassbares, aber allgemein Wiedererkennbares sichtbar zu machen.
Seit den späten 1980er Jahren erforscht Struth auch die besondere Beziehung, die Menschen zu Kunstwerken und den Orten, die sie beherbergen, haben. Seine Museumsbilder zeigen die Auseinandersetzung der Betrachter mit ihrer eigenen Zivilisation im Laufe der Epochen. Im Jahr 2023 verbrachte der Künstler mehrere Tage im Metropolitan Museum in New York, wo er Besucher vor Édouard Manets Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko, 1867–1868, und Edgar Dégas' Die Familie Bellelli, 1958–1967, fotografierte. In dem daraus resultierenden Diptych mit dem Titel The Metropolitan Museum of Art (Diptych), New York 2023 spielt Struth auf eine historische Verbindung zwischen den beiden Künstlern an: Nach Manets Tod zerschnitt seine Familie sein Gemälde, um es in Teilen zu verkaufen; die überlebenden Fragmente wurden später von Dégas erworben und schließlich Ende der 1970er Jahre wieder zusammengesetzt. Struth zeigt heutige Museumsbesucher, die das Gemälde mit ihren leuchtenden Smartphones fotografieren, und fügt dem Werk so weitere Schichten hinzu. Räume, Zeiten, Kulturen und Geisteshaltungen werden überlagert und kombiniert, vermittelt durch die Kunstwerke und ihr Publikum und den Betrachter der Fotografie.
Die in dieser Ausstellung vertretenen Paradiesbilder stammen aus den frühen 2000er Jahren, dem Jahrzehnt, in dem das Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit und Bedeutung der natürlichen Welt geschärft wurde. Struths Ziel ist es, in diesen Fotografien eine solch dichte Vielfalt abzubilden, dass einzelne Bestandteile für den Betrachter gar nicht mehr erkenn- und benennbar sind und stattdessen der Eindruck der Unzugänglichkeit vorherrscht.
Ähnlich ergehrt es uns bei den Bildern der Werkgruppe Nature & Politics, die in dieser Ausstellung mit Szenen aus der Luft- und Raumfahrttechnik und aus Kernfusionstestzentren vertreten ist. In High Harmonic Generation Spectrometer, Weizmann Institute, Rehovot 2009 vermittelt ein überwältigendes Gewirr von farbcodierten Kabeln und technischen Instrumenten dem ungeübten Auge die unergründliche Realität fortschrittlicher Technologie. Die Versprechen zukünftiger Innovationen bleiben letzlich abstrakt und nicht greifbar.
Thomas Struth (geb. 1954) lebt und arbeitet in Berlin. Seit 1987 stellt Struth seine Arbeiten regelmäßig in der Galerie Max Hetzler aus. Große Retrospektiven fanden im Guggenheim Museum, Bilbao (2019) und im Haus der Kunst, München (2017) statt. 2016 wurde seine umfassende Einzelausstellung Nature & Politics im Museum Folkwang, Essen, eröffnet, bevor sie im Martin-Gropius-Bau, Berlin, im High Museum, Atlanta, im Moody Center for the Arts, Houston, und schließlich im Saint Louis Art Museum, Missouri, gezeigt wurde. Weitere große Einzelausstellungen fanden in internationalen Institutionen statt, darunter MAST Foundation, Bologna (2019), Aspen Art Museum (2018), The Metropolitan Museum of Art, New York (2014 und 2003), Kunsthaus Zürich, Museu Serralves, Porto und K20, Düsseldorf (alle 2011), Museo del Prado, Madrid (2007), Museum of Contemporary Art, Chicago (2003), Museum of Contemporary Art, Los Angeles und Dallas Museum of Art (2002).
Thomas Struths Werke befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Art Institute of Chicago, des Centre Pompidou, Paris, des Dallas Museum of Art, des Hamburger Bahnhofs, Berlin, des Kunsthauses Zürich, des Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek, des Metropolitan Museum of Art, New York, des Museum of Contemporary Art, MOCA, Los Angeles, des Museum Ludwig, Köln, des Museo Nacional Centro de Arte Reine Sofía, Madrid, des National Museum of Modern Art, Tokyo, des Solomon R. Guggenheim Museum, New York; des Stedelijk Museum Amsterdam; des The Museum of Modern Art, New York und der Tate, London.
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