Galerie Max Hetzler Temporary zeigt neue Bilder von Albert Oehlen und Bilder von 1991 in den OsramHöfen in Berlin-Wedding.
Albert Oehlen ist bekannt dafür, in seinen Bildern die Malerei selbst zum Thema zu machen. In der Ausstellung stehen sich zwei Epochen seiner Kunst gegenüber: abstrakte Gemälde aus dem Jahr 1991 und aktuelle aus diesem Jahr. Auf den neuen Bildern sind spanische Werbeplakate auf weiß grundierter Leinwand collagiert, die mit Ölfarbe übermalt wurden. Der Gebrauch der Farbe wird dabei, im Gegensatz zu Oehlens früherer Arbeitsweise, immer sparsamer – das Bildgeschehen ist konzentrierter, Teile der weißen Leinwand bleiben frei.
Die Bilder von 1991 hingegen werden von der Malerei vollständig ausgefüllt, kein Fleck bleibt ausgespart und es gibt kaum ein Stückchen Leinwand, das nur mit einer Schicht Farbe bearbeitet wurde. Weder Perspektivlinien, noch Motive, noch ein Farbkonzept sind sichtbar – die Bilder richten sich nicht nach den gängigen Kompositionen von Form und Farbe, sondern bestehen aus vielfältigen Schichtungen von Bildflächen, die dem Betrachter keinerlei Orientierungsmöglichkeit anbieten. Dieses chaotische und scheinbar willkürliche Durcheinander hat eine überwältigende Wirkung – gleichzeitig thematisiert es den kunsttheoretischen Begriff der 'Abstraktion' in Bezug auf Bildaufbau und Farbkomposition und die Wahrnehmung des Betrachters. Albert Oehlen geht es darum, die Methoden und Mittel der Malerei und damit auch seine eigene Arbeitsweise ständig zu hinterfragen und uns wie auch sich selbst bewusst zu machen.
Die Aussagen der penetranten Werbeplakate in den neuen Bildern führt Oehlen durch die Zusammenstellung und Überlagerung ihrer Motive und Begriffe ad absurdum. Ein Plakat, das zum Kauf von Weihnachtsgeschenken verführen soll und Luxus zu suggerieren versucht, verschwindet unter dem Wort hur€; die vom British Council in Spanien angebotenen English Courses werden von dem französischen Wort merde untertitelt – ist fluchen nicht schließlich das Erste, was man in einer Fremdsprache lernt? Doch wer an platte Geißelung des Konsumterrors oder europäische Sprachvereinigungen denkt, ist Albert Oehlen auf den Leim gegangen. Figurative Bruchstücke werden in seinem Werk nebeneinander gestellt und bearbeitet, damit sie ihre inhaltliche Bedeutung verlieren und zu reiner Form werden – ähnlich wie in den Bildern von 1991. Die malerischen Elemente haben dabei nichts von ihrer Dynamik eingebüßt. Ganz im Gegenteil treten die verschiedenen Geschwindigkeiten, die Oehlen auf der Leinwand vereint, durch die Reduktion von Farbe und Form umso deutlicher in den Vordergrund: Schnelle Farbspuren werden von milchigen Flecken ausgebremst und verlangsamen den Blick.
Alle Bilder von 1991 sind Leihgaben aus Privatsammlungen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog bei Holzwarth Publications, Berlin.
Albert Oehlen, 1954 in Krefeld geboren, lebt und arbeitet in Spanien und der Schweiz. Seit 1981 regelmäßig Einzelausstellungen in der Galerie Max Hetzler. Wichtige Ausstellungen in Museen und Institutionen u.a. in der Whitechapel Gallery, London (2006); Arnolfini, Bristol (2006); Kunsthaus Graz (2006); MOCA Miami (2005); Secession, Wien (2004); Musée Cantonal de Lausanne (2004); Musée d’Art Moderne et Contemporain, Straßburg (2002); Kestner-Gesellschaft, Hannover (2001); Kunsthalle Basel (1997) und IVAM Valencia (1996).
In der Galerie Max Hetzler, Zimmerstraße 90/91: neue Bilder von Jeff Koons vom 29. Oktober bis 6. Dezember 2008.