Wir freuen uns, Sie auf Anthony Caro: Six Decades, die erste Einzelausstellung mit Werken von Sir Anthony Caro (1924–2013) in der Galerie Max Hetzler, in der Potsdamer Straße 77–87, in Berlin aufmerksam machen zu dürfen.
Über sechs Jahrzehnte hinweg wurde Anthony Caro international als der bedeutendste britische Bildhauer seiner Generation bekannt. Er vertrat die Ansicht, dass es die Aufgabe des Künstlers sei, die Kultur voranzutreiben. Daraus resultierte ein sich ständig weiterentwickelndes Oeuvre, in dem das Spätwerk des Künstlers ebenso überraschend und frisch ist wie seine frühen abstrakten Skulpturen.
Nach einer erfolgreichen frühen Karriere in den 1950er Jahren wandte sich Caro von seiner figurativen Arbeitsweise ab, die er als einschränkend empfand, und begann in den 1960er Jahren, abstrakte Skulpturen aus geschweißtem oder geschraubtem, lackiertem Industriestahl zu schaffen. Den Anstoß dazu gab eine inspirierende Reise in die USA im Jahr 1959, wo Caro den Bildhauer David Smith sowie MalerInnen wie Kenneth Noland und Helen Frankenthaler und andere New Yorker und Westküsten-KünstlerInnen kennenlernte. Die neuartigen Werke von Caro wurden direkt auf dem Boden platziert, anstatt der üblichen Präsentation von Skulpturen auf Sockeln. Sie konfrontierten die Betrachter unmittelbar und erzeugten eine direkte Begegnung zwischen Betrachter und Objekt, was wiederum Caros Auffassung entsprach, dass es bei der Skulptur um das Gefühl des Körpers im Raum geht.
In dieser Ausstellung werden 19 Skulpturen mit Reliefplastiken aus Papier sowie mit zusätzlichen figurativen Arbeiten auf Papier aus den 1950er Jahren kombiniert. Auf diese folgen die frühen, sehr leichten, fast schwerelos wirkenden, abstrakten Skulpturen aus lackiertem Industriestahl der 1960er und 1970er Jahre. Zu sehen sind auch die schwereren und voluminöseren, umschließenden Stahlarbeiten der 1980er und 1990er Jahre sowie späte Werke, die weniger feste Formen im Raum präsentieren, sondern vielmehr Räume schaffen, die visuell bewohnt werden können. Die freistehenden Großskulpturen werden ergänzt durch so genannte "Table Pieces", die Caro im Laufe seiner Karriere und parallel zu den großen Werken geschaffen hat. Den Höhepunkt der Ausstellung bildet eine seiner letzten Skulpturen, Terminus, 2013, aus der Perspex-Serie.
In den ersten Jahrzehnten seines abstrakten Schaffens nutzte Caro ein Atelier in der recht kleinen Garage neben seinem Haus. Dieser enge Raum bestimmte das Ausmaß seiner Skulpturen, denn Caro nutzte die gesamte Fläche des Raumes, arbeitete sehr nah an – fast innerhalb – der Strukturen. Er konnte nur zurücktreten und die Werke aus der Ferne betrachten, wenn sie aus dem Atelier herausgebracht wurden.
Caro musste sich auf seinen Instinkt und seinen Instinkt als Künstler verlassen und eng mit dem Metall interagieren. Neben ihren leuchtenden Farben wecken auch die aussagekräftigen Titel der Werke ein Gefühl der Freude, das bis dahin in den früheren modernistischen Skulpturen, die in den 1950er Jahren mit der "Geometrie der Angst" in Verbindung gebracht wurden, noch weitgehend fehlte. Werke wie First National, 1964, There, 1966, London, 1966, oder Larry's Land, 1970, zeugen davon.
In seinem Bestreben, die Bildhauerei voranzubringen, suchte Caro nach neuen Herausforderungen, insbesondere nach einem anderen Umgang von Körper und Masse. Dabei wurde der Raum in flachen Ebenen artikuliert, wie in Rondo, 1966–1976, oder in geschwungenen Formen eingeschlossen, wie in Black Russian, 1984-1985. Neben der Inspiration durch die klassische griechische Bildhauerei, die er am Parthenon bewunderte, war er von der Renaissance-Malerei von Giotto und Duccio sowie von modernen Künstlern wie Cézanne und Picasso fasziniert, wobei das Werk des letzteren die Inspiration für Emma That, 1977, lieferte. Auch die Musik war ein wichtiger Einfluss, der sich in Skulpturen wie Oratorio, 1991–1992 und Up A Note, 2008–2009, deutlich niederschlägt.
Caros Faszination für architektonische Referenzen wuchs und führte in den 1980er und 1990er Jahren zu Werken, die den Raum buchstäblich umschließen. Für den Betrachter, der sie nicht betreten kann, vermitteln sie das Gefühl von etwas Eingeschlossenem, das die offenen, linearen Formen von Caros früheren polychromen Werken umkehrt. Diese späteren Skulpturen ähneln Schreinen, die in sich selbst geschlossen sind. Der logische nächste Schritt bestand darin, geschlossene Räume zu schaffen, die tatsächlich betreten werden können. Zu diesem Zeitpunkt begann Caro sich für eine Arbeit in noch größerem Maßstab zu interessieren. Seine Arbeiten aus dieser Zeit beschäftigen sich zwar immer noch mit dem Körper, doch geht es weniger darum, wie es sich anfühlt einen Körper zu besitzen, sondern vielmehr darum, wie er sich in Bezug auf die Skulpturen anfühlt, wie man in Werken wie Park Avenue Series: Morning Shadows, 2011–2012 sehen kann.
Caros kleinere "Table Pieces", die einen generischen Titel tragen, befassten sich mit der Frage des Maßstabs und der Beziehung zwischen den einzelnen Skulpturen und dem sie umgebenden Raum. Sie wurden als eigenständige Werke und nicht als Vorlagen konzipiert und entfalten in ihrer intimeren Größe einzigartige Qualitäten. Indem er sich weigerte, stillzustehen und ständig danach strebte, die Idee der Skulptur neu zu erfinden, schuf Caro ein meisterhaftes Werk, das auch heute noch fasziniert.
Die Ausstellung wurde von Paul Moorhouse, dem Geschäftsführer des Anthony Caro Centre London, kuratiert: "In den 1960er Jahren definierte Anthony Caro neu, was Bildhauerei ist und – was noch wichtiger ist – sein kann. Die Ausstellung in der Galerie Max Hetzler zeigt, dass Caro während seiner sechs Jahrzehnte währenden Karriere ein rastloser Innovator blieb und selbst in seinem Spätwerk die Grenzen der Bildhauerei weiter auslotete.„
Ergänzend zur Ausstellung in der Potsdamer Straße wird in der Fenstergalerie in der Goethestraße 2/3 die schwarz-weiß gefasste Messingskulptur Oratorio, 1991–1992, von Anthony Caro gezeigt.
Anthony Caro (1924–2013) lebte und arbeitete in London. Das Werk des Künstlers wurde in den letzten Jahren in Institutionen wie der Gemäldegalerie, Berlin, dem National Trust Cliveden, Taplow (beide 2019), dem Van Buuren Museum, Brüssel, dem New Art Centre, Roche Court, Salisbury (beide 2017), der Art Gallery of Ontario, Toronto (2016), dem Yorkshire Sculpture Park, Wakefield (2015 und 2012) und dem Henry Moore Institute, Leeds (2015) ausgestellt. Weitere Einzelpräsentationen fanden in wichtigen Institutionen weltweit statt, wie dem Yale Center for British Art, New Haven (2012); The Metropolitan Museum of Art, New York (2011); The National Portrait Gallery, London (2008); Instituto Valenciano de Arte Moderno, Valenica (2006); Tate Britain, London; Musée d'Orsay, Paris (beide 2005); Seoul Museum of Art; Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall (beide 2004); Fundacio Caixa Catalunya, Barcelona (2002); Museo de Bellas Artes, Bilbao (2001); 48. Biennale Venedig (1999); The National Gallery, London (1998); Französisches Institut, Thessaloniki; Nationalgalerie, Athen (beide 1997); Museum für zeitgenössische Kunst, Tokio (1995); Mucsarnok Palace of Art, Budapest (1993); Tate Gallery, London (1991); Northern Centre for Contemporary Art, Sunderland (1987); Serpentine Gallery, London (1984); Tel Aviv Museum of Art (1977); The Museum of Modern Art, New York; Walker Art Center, Minneapolis; The Museum of Fine Arts Houston; The Museum of Fine Arts, Boston (alle 1975); Hayward Gallery, London (1969); und Whitechapel Gallery, London (1963), um nur einige zu nennen.
Caros Werke sind weltweit in öffentlichen Sammlungen vertreten, darunter die Art Gallery of New South Wales, Sydney; die Art Gallery of Ontario, Toronto; das Cleveland Museum of Art; das Dallas Museum of Art; die Fundació Antoni Tàpies, Barcelona; das Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institution, Washington, D.C. Kunsthaus Zürich; Los Angeles County Museum of Arts; The Metropolitan Museum of Art, New York; Centre Pompidou, Paris; Museum Ludwig, Köln; Museum für zeitgenössische Kunst, Tokio; National Gallery of Victoria, Melbourne; National Museum of Modern and Contemporary Art, Seoul; Peggy Guggenheim Collection, Venedig; Royal Academy of Arts, London; Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh; Tate, London; The British Council, London; The Museum of Modern Art, New York; Vancouver Art Gallery; und Victoria and Albert Museum, London sowie weiteren.
Pressekontakt:
Galerie Max Hetzler
Honor Westmacott
honor@maxhetzler.com
Berlin: +49 30 346 497 85-0
www.facebook.com/galeriemaxhetzler
www.instagram.com/galeriemaxhetzler