Eröffnung: 14. Juni, 18-20 Uhr
Heute sehen zeitgenössische Künstler die Form des Rasters nicht mehr als Resultat der modernistischen Geometrie eines Mondrians oder Malewitschs, sondern als künstlich generiertes Objekt, unendlich oft reproduzierbar ohne menschlichen Einfluss.
Man mag es Halbtonbild, Bitmap oder Pixelgrafik nennen, es handelt sich immer um jenen maschinellen oder digitalen Prozess, bei dem ein Bild oder ein dreidimensionaler Gegenstand, umgesetzt in eine Vielzahl farbiger Punkte oder Pixel innerhalb einer Matrix angeordnet wird. Auf diese Weise setzen Digitalkameras, Computer und Drucker Bilder um. Jede Form kann in mathematisches Datenmaterial transformiert und diese Daten können erneut verwendet werden, um Bilder auf einem Monitor wiederzugeben, sie auf Papier oder Leinwand zu drucken oder in ein bestimmtes Material einzuarbeiten. Aus dieser Technik entsteht einerseits der Wunsch, ihre vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen, aber andererseits der Drang, die hieraus resultierende, zunehmende Mechanisierung zu bekämpfen. Mensch und Maschine finden sich in einer ambivalenten Beziehung zwischen Kooperation und Konkurrenz wieder.
Dieser kontinuierliche Dialog liegt der Ausstellung Halftone: Through the Grid zugrunde: Schon in den frühen 90er Jahren schlug Albert Oehlen mit seinen computergenerierten Bildern vor, die Mängel digitaler Bildproduktion per Hand zu beheben. Christopher Wool, ein weiterer einflussreicher Wegbereiter, arbeitet mit den Möglichkeiten der Reproduktion seiner künstlerischen Geste. Dabei bewegt er sich an den Grenzen zwischen maschinellen und manuellen Prozessen und geht in New Linen 8, 2012 noch einen Schritt weiter, indem er das gerasterte Muster in die Webstruktur eines Teppichs übersetzt.
Eine jüngere Generation hat diese Überlegungen nun aufgegriffen, fortgeführt und erweitert, so dass neue bildnerische Praktiken entstanden sind: Jeff Elrod schafft bemerkenswert hybride Bilder mit sowohl analogen als auch digitalen Techniken, bei denen er unterschiedliche Computersoftwares und Bildprogramme verwendet. Ida Tursics & Wilfried Milles verdichtete und überlagerte Gemälde beschäftigen sich mit dem Verschwinden und dem Wiederverwenden von Bildern und stellen dabei die klare Abgrenzung zwischen Figuration und Abstraktion in Frage. Ähnlich beschäftigt sich Toby Ziegler in seinen malerischen und skulpturalen Arbeiten mit der Digitalisierung von Bildern und dem Verlust von Informationen, der bei ihrer Verbreitung auftritt.
John Houcks Aggregates werden zunächst mit einem Computerprogramm hergestellt, anschließend gefaltet und dann abfotografiert. Sie werden so zu Objekten, die sich zwischen digitalem und analogem Raum, zwischen Zwei- und Dreidimensionalität bewegen.
Anhand genau aufeinander abgestimmter Drucktechniken und Materialien spielen Tauba Auerbachs transparente Arbeiten und polarisierte Bilder mit unserer Wahrnehmung des Ausstellungsraums.
Michael Raedecker entdeckt in seinen Gemälden das Zeichengitter als einen der ältesten, analogen Vorläufer der digitalen Rasterung wieder. Mark Barrow & Sarah Parke verwenden den Webstuhl und die Weberei als frühe Form rasterbasierender Bildproduktion und kombinieren sie mit einer ans CMYK-Farbmodell angelehnten Farbpalette.
Kelley Walker benutzt in seinen Werken ein weiteres klassisches Rasterverfahren – den Siebdruck – um stereotypische Medienbilder wiederzuverwerten und sich anzueignen. Er untersucht hierbei die Veränderungen, die bei einem Bildtransfer von Hochglanzmagazin zum Galerieraum sichtbar werden.
Die Kombination aus rein mathematischem System und manuellen Eingriffen wird besonders in den Werken von Darren Almond deutlich. Hier markieren maschinell produzierte Objekte eine strikte Form, die durch die künstlerische Intervention wieder zerstört wird, wie beispielsweise das Werk Perfect Time (1401), 2013, welches eindeutig manipuliert, aber dennoch lesbar ist. Navid Nuurs Studie The Eyecodex of the Monochrome, ein simples, computergeneriertes Muster, spielt mit den verwendeten Materialien und ermöglicht durch die jeweilige Distanz zum Betrachter die Verwandlung in ein gleichmäßiges, monochromes Bild.
Die Ausstellung, die gleichzeitig in den Berliner und Pariser Räumen der Galerie Max Hetzler stattfindet, ermöglicht mit einer Bandbreite unterschiedlicher Medien und künstlerischer Praktiken eine Annäherung an das Raster als kodierendes wie dekodierendes Mittel, dessen logisches und starres Konstrukt durch menschliche Intervention stets herausgefordert wird.
Halftone: Through the Grid wurde von Pierre-Nicolas Bounakoff und Jean-Marie Gallais organisiert.
Zur Ausstellung wird ein Katalog in englischer Sprache erscheinen.
Gleichzeitig eröffnet Galerie Max Hetzler eine Einzelausstellung mit Werken von Vera Lutter in der Goethestraße 2/3.
Weitere Ausstellungen und Messebeteiligungen:
Albert Oehlen
57, rue du Temple, 75004 Paris
17. Mai – 25. Juni 2014
Vera Lutter
14. Juni – 26. Juli 2014
Goethestraße 2/3, Berlin-Charlottenburg
Eröffnung: 14. Juni, 18-20 Uhr
ART BASEL
19. - 22. Juni 2014
Pressekontakt: presse@maxhetzler.com oder (030) 346 497 85-0