Galerie Max Hetzler zeigt zum Gallery Weekend neue Arbeiten der in Berlin lebenden italienischen Künstlerin Monica Bonvicini.
Seit den 90er Jahren arbeitet Monica Bonvicini mit Zeichnungen, Videos und Photographien, mit denen sie Sitten und Gebräuche hinterfragt und Beziehungen zwischen öffentlichem Raum, Macht und Geschlechterrollen untersucht.
Ihre schönen und oftmals bedrohlich wirkenden Installationen geben Antworten auf die Architektur insbesondere männlicher Star-Architekten. Durch die Reflektion über Geschlechterverhältnisse, oft gepaart mit beißendem Humor, beschreibt Bonvicini in ihren Arbeiten die eigentliche Bedeutung von Architektur. Mit ihren großformatigen Skulpturen greift sie meist direkt in die Architektur des Ausstellungsortes ein, setzt sich kritisch mit westlicher Architekturtradition auseinander und zeigt, wie jedem einzelnen Baustein kulturelle Werte buchstäblich eingeflößt werden.
Zu der hervorstechendsten Eigenschaft ihrer Arbeiten zählt physische Präsenz, welche die Auseinandersetzung des Besuchers mit dem Ausstellungsraum bestimmt. Exemplarisch dafür steht die Arbeit Plastered aus dem Jahr 1998, eine ihrer frühen und symbolhaften Installationen. Der Galerieboden verschwand unter einer erhabenen Konstruktion aus Rigipsplatten, die beim Betreten die Besucher an manchen Stellen einbrechen ließen. Beeindruckende Wortskulpturen, wie Desire (2009), Satisfy Me (2009), und Built For Crime (2006) provozieren den Betrachter. Bei der Werkreihe Leather Tools (2009), mit schwarzem Leder überzogene Werkzeuge (u.a. Hammer, Beil und Maurerkelle), lässt sich unschwer das vielseitige Spiel mit Fetischen erkennen. Damit sind sie ihrer eigentlichen Funktion gänzlich enthoben und zu einem vermenschlichten Gegenstand geworden.
Ein weiterer Aspekt im Werk der Künstlerin ist die formale Auseinandersetzung mit Skulptur und deren ortsbezogener Installation. Dabei werden zuweilen die Grenzen zwischen öffentlich und privat bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Mit ihrer Arbeit Don't Miss a Sec.’ (2004) ermöglichte Bonvicini die quasi-exhibitionistische Nutzung eines Toilettenhäuschens, aus dem heraus der Benutzer nach draußen sehen, ohne dass man ihn selbst dabei beobachten kann. Bonvicini kritisiert damit die mittlerweile oft fraglose Eingliederung minimalistischer Formen in die Ästhetik des Alltags.
Die Lichtskulptur Light Me Black, welche bereits 2009 in Bonvicinis gleichnamiger Einzelausstellung im Art Institute of Chicago ausgestellt war, ist eine wichtige Arbeit der Ausstellung in der Galerie. Light Me Black besteht aus 148 gleißend hellen Neonröhren. Die interne Struktur, das tragende Gerüst der Arbeit, bleibt dabei nahezu unsichtbar. Das Werk scheint im Raum zu schweben und erzeugt durch seine Helligkeit einen ungeheuren Blendeffekt. Ein weiteres Hauptwerk ist SCALE OF THINGS (to come) aus dem Jahr 2010, eine begehbare Treppe aus Metallketten und Rohren, die einen ungewöhnlichen Blick von oben in den Galerieraum ermöglicht und beispielhaft für die beschriebene physische Präsenz steht. Außerdem zeigen wir die Videoarbeit No Head Man (2009), sowie neue Werke auf Papier.
Ab Mai wird im Hafen von Oslo, direkt vor der Norwegischen Nationaloper She Lies zu sehen sein. Eine tiefgreifende und dramatische Außenskulptur, inspiriert von Caspar David Friedrichs 'Eismeer', eine romantisierte Anlehnung an die Entdeckungsreisen und Expeditionen der Polarforscher, als auch eine zugespitzte Referenz auf die globale Erwärmung.
Dies ist Monica Bonvicinis erste Einzelausstellung in der Galerie Max Hetzler.
Monica Bonvicini, 1965 in Venedig geboren, lebt und arbeitet in Berlin, nahm an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen und Institutionen teil, u.a. Emscherkunst, Essen (2010); The Art Institute of Chicago; Museion, Bozen; 53. Biennale Venedig; Lenbachhaus München und Kunstmuseum Basel (2009); Bonniers Konsthall, Stockholm; Never Missing a Line Sculpture Center, Long Island (NY) (2007); Preis der Nationalgalerie Hamburger Bahnhof, Berlin; The Experience of Art, 51. Biennale Venedig; Komplex Berlin 3. Berlin Biennale (2005); Secession, Wien (2003); Aarhus Kunstmuseum; Palais de Tokyo, Paris (2002); Le Magasin, Grenoble (2001); 48. Biennale Venedig (1999) und Berlin – Berlin 1.Berlin Biennale (1998).
In Vorbereitung sind Einzelausstellungen im August 2010 im Museum Fridericianum in Kassel sowie 2011 im Kunstmuseum Graz.
Nächste Ausstellung in der Galerie Max Hetzler: Michael Raedecker, 11. Juni – 17. Juli
Unsere Öffnungszeiten während des Gallery Weekend Berlin:
Eröffnung: Freitag, 30. April: 16 – 21 Uhr
Samstag und Sonntag, (1. und 2. Mai): 10 – 19 Uhr
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Galerie unter +49(0)30 229 24 37 oder besuchen Sie unsere Website www.maxhetzler.com