Wir freuen uns, Sie auf Them as Was Is, die erste Einzelausstellung von Paul McCarthy in der Galerie Max Hetzler, Potsdamer Straße 77-87, in Berlin aufmerksam machen zu dürfen.
Durch die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, von damals und heute, präsentiert Them as Was Is zwei grundlegende Aspekte des Schaffens von McCarthy. Im Erdgeschoss stellen achtzehn Skulpturen einen frühen Versuch des Künstlers dar, verschiedene Schaffensperioden zu einem Ganzen zusammenzufassen, und bieten dem Besucher die Möglichkeit, die Gemeinsamkeiten zwischen seinen wichtigsten skulpturalen Projekten herauszuarbeiten. Im Obergeschoss der Galerie verdeutlichen Zeichnungen und Videoarbeiten aus dem jüngeren Projekt „A&E“ (2019–), dass Film und Performance im Zentrum von McCarthys Praxis stehen.
Verspielt und unheimlich zugleich, greift die Colored Carbon Fiber Group (CCFG), 2004–2012, viele der bekanntesten Motive McCarthys auf. Zwei Skulpturen porträtieren Michael Jackson mit vergrößertem Kopf und überdimensionalen Füßen und verfremden den King of Pop, wobei sie gleichzeitig eine Hommage an Jeff Koons’ Michael Jackson and Bubbles von 1988 darstellen. Acht „Pirate Heads“ ergänzen die historische Porträtbüste und verweisen auf die doppelte Symbolik des Piraten als Ausdruck heteronormativer Männlichkeit und zügelloser Gier. Die Figurengruppe wird von zwei monumentalen Skulpturen mit einer Höhe von über sechs Metern überragt. Henry Moore Bound to Fail, 2010–2013, bezieht sich auf zahlreiche existierende Variationen derselben Skulptur, darunter eine kleinere Tonversion von 1960, und eine große aufblasbare Skulptur, die der Künstler 2004 für das Dach des New Yorker Whitney Museums schuf. Santa with Butt Plug, 2009–2012, vielleicht eines der bekanntesten Motive des Künstlers, verbindet ein Symbol der kindlichen Fantasie mit dem der Ausschweifung und des Verlangens. Unsere grundlegenden Impulse, so McCarthy, kollidieren hier mit unseren meist geschätzten und fiktiven kulturellen Mythen.
Die im zweiten Stock der Galerie präsentierten Zeichnungen von McCarthy sind während improvisierten Performances des Künstlers mit der deutschen Schauspielerin Lilith Stangenberg, als Bestandteil ihres fortlaufenden Projekts „A&E“, entstanden. Der Titel bezieht sich auf die vielschichtigen Alter Egos, die McCarthy und Stangenberg annehmen: Adolf Hitler und Eva Braun, Adam und Eva, Arts & Entertainment, Amerika und Europa. Die Zeichnungen, die während stundenlanger Sitzungen entstehen, in denen sich die Beteiligten in einen Ausnahmezustand versetzen, besitzen eine radikale Unmittelbarkeit und eine unbestreitbare Körperlichkeit. Neben unbewussten Kritzeleien, Zeitschriftenausschnitten und Bildern von Hitler und Mickey Mouse sind in einigen Zeichnungen auch die Werkzeuge des Künstlers enthalten, die von den darin eingebetteten Gesten zeugen.
Drei Videoarbeiten verdeutlichen McCarthys „A&E“-Projekt weiter. Eine mit dem Titel A&E, Yellow Monkey (FUCKUR), 2022, dokumentiert eine Drawing Session in McCarthys Atelier in Santa Anita, während A&E, Adolf and Eva, Dead End Hole (Picnic), 2021/2023, und A&E, Adolf and Eva, Cooking Show, 2022/2023, zwei aktuelle Performances zeigen. Die erste fand Ende 2021 im Keller des KODE Art Museum in Bergen statt, die zweite 2022 auf einem Anwesen in Kalifornien.
In A&E, Adolf und Eva, Cooking Show entwickelt sich eine scheinbar komische Nachstellung des Küchenrituals schnell zu einer düsteren Szene häuslicher Gewalt, in der McCarthys betrunkener Tölpel Adolf Hitler und Stangenbergs als Marilyn Monroe verkleidete Eva Braun einander in einer Darstellung von gegenseitiger Hassliebe und Gewalt quälen. Je brutaler der Film wird, desto mehr verwirren sich die Identitäten der Figuren: McCarthy ist ein Amerikaner, der sich als Deutscher ausgibt, Stangenberg eine Deutsche, die sich als Amerikanerin verkleidet. Es gibt keine Stabilität, keine Erlösung, nur die Katharsis hemmungsloser Gewalt und das zwanghafte Gestammel von Beleidigungen – Eva nennt Adolf wiederholt ein „amerikanisches Kapitalistenschwein“, während er sie eine „deutsche Hure“ nennt. McCarthys Filme, die zwischen männlich und weiblich, öffentlich und privat, Anziehung und Abstoßung hin und her pendeln, sind existenzialistisches Theater, das den Konventionen und Illusionen der westlichen Kultur einen Spiegel vorhält.
Paul McCarthy (*1945, Salt Lake City) lebt und arbeitet in Los Angeles. Einzelausstellungen des Künstlers fanden in internationalen Institutionen statt, darunter KODE Art Museum, Bergen (2021); Hammer Museum, Los Angeles (2020 und 2011); Zabludowicz Collection, London (2018); Fundació Gaspar, Barcelona (2017); Lokremise, St. Gallen; Henry Art Gallery, University of Washington, Seattle (beide 2016); Nasher Museum of Art, Duke University, Durham; The Renaissance Society, Chicago; Volksbühne, Berlin; Schinkel Pavillon, Berlin (alle 2015); Monnaie de Paris; Space Studios, London (beide 2014); Park Avenue Armory, New York (2013); Neue Nationalgalerie, Berlin (2012); Kunsthalle Wien, Wien (2011); Fondazione Nicola Trussardi, Mailand (2010); Salt Lake Art Center (2009); Whitney Museum of American Art, New York (2008); Whitechapel Gallery, London (2005); Centro de Arte Contemporáneo, Malaga (2004); Tate, London, The National Museum of Contemporary Art, Oslo (beide 2003); New Museum of Contemporary Art, New York (2001); The Museum of Contemporary Art, Los Angeles; und Secession, Wien (beide 2000).
Werke von Paul McCarthy befinden sich in renommierten Sammlungen, darunter das Carnegie Museum of Art, Pittsburg; Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin; Hiroshima City Museum of Contemporary Art; Kunsthaus Zürich; Kunstsammlung NRW, Düsseldorf; MONA – Museum of Old and New Art, Hobart; mumok, Wien; Museum Boijmans Van Beuingen, Rotterdam; MOCA – The Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Museum of Fine Arts, Boston; The Museum of Modern Art, New York; National Museum of Contemporary Art, Athen; Solomon R. Guggenheim Museum, New York; Tate, London; Utah Museum of Fine Arts, Salt Lake City; Walker Art Center, Minneapolis; und Whitney Museum of American Art, New York.
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