Eröffnung: 26. April, 18–21 Uhr
Wir freuen uns, Sie auf Borderline Something, die zweite Ausstellung des britischen Künstlers Toby Ziegler in der Galerie Max Hetzler aufmerksam zu machen.
Seit langem schon beschäftigt sich Ziegler intensiv mit der philosophischen Frage nach der Beziehung zwischen Mensch und Ding, ein Thema, das auch in dieser Ausstellung im Mittelpunkt steht. Hierfür hat der Künstler eine besondere Struktur, eine Art Leitsystem, entworfen, die unmittelbar auf die Architektur des Ausstellungsraums Bezug nimmt. Die weiße, sich durch den Raum ziehende Holzkonstruktion umrahmt einzelne Werke Zieglers, setzt sie zueinander in Beziehung und bietet dem Betrachter einen Parcours durch die Ausstellung, in der sich Malerei und Skulptur ganz selbstverständlich vereinen.
Alle Arbeiten spielen, mehr oder weniger offensichtlich, auf Ausschnitte von Stillleben an. Hierzu zählen auch Gemälde des flämischen Malers Hans Memling oder die der spanischen Meister Francisco de Zurbarán und Luis Eugenio Mélendez. Ziegler wählt einzelne Bilder sorgfältig nach ikonographischen und malerischen Besonderheiten aus, die ihm als visuelle Vorlage für seine Malereien oder Skulpturen dienen. Die jeweilige Bildquelle wird digital beschnitten, verfärbt, vergrößert und oft bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, bevor Ziegler sie akribisch von Hand in Malerei oder Skulptur übersetzt.
Zieglers Malereien auf Aluminium wirken außerordentlich hell und transparent. Sie sind, ähnlich wie Pixel auf einem Computerbildschirm, aus vielen feinen Pinselstrichen zusammengesetzt. Am Ende des aufwändigen Arbeitsprozesses sprüht der Künstler monochrome Raster und Farbverläufe über seine Arbeiten, um ein Gegengewicht zu dem darunterliegenden, akkurat gesetzten Farbauftrag zu schaffen. Laut Ziegler ist solch eine Art von 'Sabotage' erforderlich, um die Grenze zwischen Abstraktion und Figuration zu öffnen. Der durch die Überlagerungen erschwerte Dekodierungsprozess thematisiert und reflektiert, wie auch in der klassischen Stillleben-Malerei, das Vergehen oder vielmehr Anhalten von Zeit.
Den Skulpturen des Künstlers liegt ein vergleichbarer Arbeitsprozess zugrunde. Vor der Transformation in ein Objekt, das in seiner Form einem geschliffenen Edelstein ähnelt und aus einer Vielzahl von Polygonen zusammensetzt ist, wird die oft zweidimensionale Bildquelle mithilfe einer 3D-Software manipuliert. Die ihrem Kontext entrissenen und im Raum rekonstruierten Objekte werden zu eigenständigen Skulpturen. Die Plastiken bestehen hauptsächlich aus Betonfaser, einem mit Zement imprägnierten Gewebe, das, sobald es mit Wasser in Kontakt kommt, aushärtet.
Zieglers Werke loten die Grenzen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, Bildhauerei und Malerei, Architektur und Zeichnung neu aus. Die Arbeiten, nach gesunkenen Schiffen betitelt, greifen das Gefühl von Zersetzung unmittelbar auf, ein Leitgedanke, der sowohl durch das Stillleben-Motiv, aber auch durch die Verfremdung des Ursprungsmaterials angedeutet wird.
Die Ausstellung lädt in gewisser Hinsicht zur Entschleunigung ein: Bei dem Versuch, den Arbeitsprozess Zieglers nachzuvollziehen, wird auch seine Leidenschaft für das Detail offensichtlich.
Toby Ziegler (1972 geboren), lebt und arbeitet in London. Er hat an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen, u.a. The Cripples, Parkhaus, London (2012); The Alienation of Objects, Zabludowicz Collection, London und Sarisalvo, Finnland, New Art Gallery, Walsall und Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki (2011-2012); Gold, Belvedere, Wien (2012); The Future Demands Your Participation, Minsheng Art Museum, Shanghai (2010); Newspeak: British Art Now, Hermitage, St.Petersburg und The Saatchi Gallery, London (2009-2010); Hamsterwheel, initiiert von Franz West, Malmö Konsthall (2008); Recent Abstraction, British Art Displays 1500-2007, Tate Britain, London (2007). Zieglers Werk ist in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, u.a. The Arts Council of England ; The British Council; Tate Britain; Saatchi Gallery; François Pinault Foundation; Zabludowicz Collection; Goss-Michael Foundation; Kadist Art Foundation; British Airways Collection; Hudson Valley Centre for Contemporary Art und Museum of Old and New Art, Tasmanien.
Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit einem Essay von Jean-Marie Gallais.
Nächste Ausstellung in der Galerie Max Hetzler: 08.06. - 18.07.13 Bridget Riley
Öffnungszeiten während des Gallery Weekend Berlin:
26. April 2013, 18.00 – 21.00 Uhr
27. und 28. April 2013, 11.00 – 19.00 Uhr